top of page

Elektrifizierung im Ruhr- & Röhrtal

Als das Licht ins Sauerland kam

Entdecken Sie wie Strom das Leben in Arnsberg veränderte. Von einer Region ohne Strom zu Leuchtenstadt in 20 Jahren.

Von Arnsberg bis Vosswinkel

Arnsberg

1902 konnte in Arnsberg in den Ruhrwerken (später Papierfabrik Reisholz, Feldmühe AG, heute Reno di Medici) die Holzschleiferei mittels elektrischem Strom in Betrieb gehen. Der Strom wurde mittels einer Wasserkraftanlage erzeugt, die damals zu einer der größten in Deutschland gehörte. 1910 wurde die öffentliche Stromversorgung durch das Kreiselektrizitätswerk übernommen.

Bachum

1922 wird Bachum an das Stromnetz angeschlossen.

Breitenbruch

Im Aufbau.

Bruchhausen

Im Jahre 1911 versah das Kreis-Elektrizitätswerk den Ort Bruchhausen mit elektrischem Licht und elektrischer Kraft natürlich auch die HIAG ( später DEGUSSA / Perstorp ). Die HIAG, dann die Degussa produzierten bereits eigenen Strom mittels einer Turbine, die am Graben angelegt war. Der Graben führte damals wie heute Ruhrwasser von Niedereimer bis zum Walzwerk der Hüttenwerke in Bruchhausen. Die Versorgung erfolgte mittels Freileitungen, wie man auf den nachfolgenden Bildern erkennen kann.

 

Arnold Müller (OHP)

Herdringen

1902 wurde das Wasserkraftwerk des Grafen von Fürstenberg in Betrieb genommen und versorgte das Schloß Herdringen, das Dorf, einen Steinbruch und Teile von Hüsten mit Strom.  1959 schloß die VEW mit dem Freiherrn von Fürstenberg einen Stromlieferungsvertrag ab und übernahm die Stromversorgung von Herdringen. Das Wasserkraftwerk ist auch im Jahr 2025 noch in Betrieb.

Holzen & Oelinghausen

Im Aufbau.

Hüsten

1902 wurde das Wasserkraftwerk des Grafen von Fürstenberg in Betrieb genommen und versorgte das Schloß Herdringen, das Dorf, einen Steinbruch und Teile von Hüsten mit Strom. 

Müschede

Im Aufbau.

Neheim

1895 am 15. März unterstützte die Neheimer Stadtverordnetenversammlung das Vorhaben der Firma Julius Kalb & Co. aus Düsseldorf, probeweise eine elektrische Straßenbeleuchtung zu errichten und die Anwendung eines Elektromotors in der Leuchten- und Metallwarenfabrik Cöppicus-Röttger zu demonstrieren. Am 19. April 1895 entschied die Versammlung mit 13 : 5 Stimmen die Einrichtung der elektrischen Straßenbeleuchtung. Am 12. November 1895 erhielt die Firma Helios Electricitäts-AG Köln die Konzession zum Bau und Betrieb eines Elektrizitätswerks an der Möhnestrasse. Das Elektrizitätswerk ging im August 1896 mit zwei Dampfmaschinen in Betrieb. Es war das erste öffentliche Kraftwerk in der Region des kurkölnischen Sauerlands und eines der ersten in Westfalen überhaupt. Die Kunden zahlten zu Beginn für den Lichtstrom 60 Pfennig und für den Kraftstrom 18 Pfennig/kWh. (Wochenlohn eines Arbeiters 21,40 – 40,00 RM) Das Elektrizitätswerk in Neheim wurde 1929 von der VEW übernommen und bei der Bombardierung der Möhnetalspesse am 17. Mai 1943 weggespült.

Niedereimer

Im Aufbau.

Oeventrop

1909 wird Oeventrop an die Stromversorgung angeschlossen. Wie in vielen anderen Orten wird das mit einem „Lichterfest“ gefeiert.

Eine Erzählung von Rektor Karl Brüggemann. 

Ein Gespräch zwischen einem Monteur und einem Oeventroper Bürger.​​

Der erste „Strom“ kam nach Oeventrop

Elektrizität war nun einmal was ganz Neues und etwas, dass der normale Bürger nicht kannte. Sicherlich hatte man davon schon gehört, aber wie so etwas funktionierte, wusste so recht keiner. Ob im Haus oder Stall, alles musste noch mit einer Petroleumlampe oder Kerze erhellt werden. 

Nun waren auch bei uns in Oeventrop die ersten Masten gesetzt und die Isolatoren angebracht worden. 

weiterlesen...

Rumbeck

Im Aufbau.

Uentrop

1910 wird Uentrop an das Stromnetz angeschlossen.

Arnsberger_Geschichten_Strommast_gezeich

Vosswinkel

1921 wird Vosswinkel an das Stromnetz angeschlossen.

Wennigloh

Arnsberger_Geschichten_Strommast_Feld_Web.png

Am 02.06.1921 wurde verhandelt und beschlossen von der Gemeindevertretung von Wennigloh unter Vorsitz des Gemeindevorstehers Franz Wienecke, das Wennigloh einen Lichtanschluss in diesem Jahr bekommt. Wennigloh zählt in diesem Jahr 433 Einwohner.

Um diesen Beschluss fassen zu können, war am 19.11.1919 eine Lichtkommission ernannt.

Mitglieder dieser Kommission waren:

  • Gemeindevorsteher Wienecke

  • Lehrer Josef Hillebrand

  • Burgard Franz

  • Rohe Josef

  • Wienecke Anton

  • Köper

  • W. Messler

Die Gesamtkosten für die Stromversorgung ca. 205.000 Mark, aufgeteilt 140.000 Mark Haftung Gemeinde und 70000 Mark Barzuschuss von den Kreis-Elektrizitätswerke Arnsberg. Für den Anschluss Bönkhausen sollte der Graf Fürstenberg 23.000 Mark zahlen, bei Nichtzahlung gibt es keinen Anschluss.

Für die Haushalte folgende Beteiligungen:

  • 10 bis 60 Mark Anschlussgebühr je Größe und Umfang des Hauses

Die Kosten für Schule, Lehrerwohnung, Kirche und Pfarrhaus werden von der Gemeinde übernommen.

Die Geldanleihe der Gemeinde wurde mit 5 % Tilgung veranschlagt. Den Bau und die Anschlüsse führten die Kreis-Elektrizitätswerke Arnsberg durch, hierbei handelte es sich um eine Niederspannungs-versorgung, die in den Häusern für die Beleuchtung ausreichte.

 

Bis 1948 blieb die Niederspannungsversorgung des Jahres 1921 bestehen, das reichte aber für den steigenden Bedarf nicht mehr aus. Es musste eine Hochspannungsleitung mit einer Trafostation errichtet werden. Das war nicht leicht, denn zu dem Bau benötigte man 9200 Meter Kupferkabel.  Die Erdarbeiten, Hand- und Spanndienste wurden von den Wenniglohern geleistet.  Eisenschienen zur Errichtung von Gittermasten wurden von dem Sägewerk Heinrich Stiefermann zur Verfügung gestellt.

Durch diese Maßnahme war ein Schritt zur sicheren Versorgung getan. Landwirtschaft, Sägewerke und Stellmacher konnten durch das Anschaffen von Motoren ihre Arbeit rationalisieren und modernisieren.

 

Am 29. November 1921 gegen fünf Uhr nachmittags brannte zum ersten Male elektrisches Licht in Wennigloh und am 10. Dezember wurde im Gasthof Hesse ein Lichterfest gefeiert. Fast alle Hausbesitzer nahmen an dem Fest teil. Meßler aus Bönkhausen stiftete dazu einen fetten Hammel.

 

Elektrische Energie hat über die Jahre immer mehr an Bedeutung gewonnen und ist im Jahre 2021 einer der wichtigsten Energieträger überhaupt.

   

Hans-Joachim Böhmer (OHP)

Wissenswertes

Von Kerzen zu Kabeln

 

Der für uns heute selbstverständliche Gebrauch von Strom als Quelle für Licht, Heizung, Antrieb, Gebrauch von elektronischen Geräten etc. war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts für die Menschen allgemein nicht erhältlich und auch nicht vorstellbar. Gaslaternen, Öl-/Petroleumlicht, Kerzen waren das Mittel, das den Tag verlängern konnte.

Im 19. Jahrhunderts wurden (getrieben durch eine wachsende Industrie) viele wegweisende Entdeckungen und Erfindungen erforscht, die es möglich machten, Produktion wirtschaftlicher zu nutzen und das tägliche Leben bequemer zu machen.

Bereits 1866 ließ Werner von Siemens die von ihm entwickelte Dynamomaschine für einen praxistauglichen Einsatz patentieren. Die dafür notwendige Energiequelle war der Strom, der aber noch nicht allgemein verfügbar war.

Die nun einsetzende Entwicklung führte dazu, dass der Bedarf an elektrischer Energie wuchs und nicht nur in der Industrie, sondern auch im privaten Leben Einzug hielt. Die heute selbstverständliche Nutzung von Geräten, die stromgetrieben sind, war vor mehr als 100 Jahren noch ein Luxusgut.

 

Auch im Sauerland entstand ein Stromnetz, das nach und nach in allen Orten den Menschen mehr Licht brachte und damit die Tage verlängerte. In den Dörfern und Kleinstädten waren es häufig private Gewerbetreibende, Mühlen, Brennereien, Schreinereien, die zur Auslastung ihrer betrieblichen Stromerzeugungsanlagen elektrische Energie an Nachbarn lieferten. Es gab aber auch Zusammenschlüsse von Bauern, die in Eigenregie Elektrizitätserzeugung betrieben. In den Städten war die Stromversorgung überwiegend in Händen der Kommunen. Eine nicht unerhebliche Rolle bei der Gewinnung von Strom waren die Wasserkraftwerke in Westfalen.

Stromversorger

Die Versorgung mit Strom war um 1900 und am Beginn des neuen Jahrhunderts ein sehr schnell

wachsendes, und hohe Kapazitäten erforderndes Projekt. Die bis dahin überwiegend kommunale Aufgabe erforderte eine Bündelung der Kräfte. Aus diesem Grund wurde im Januar 1925 eine

Dachgesellschaft, die VEW Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen GmbH gegründet. Gesellschafter waren das Städtische Elektrizitätswerk Dortmund, Westfälische Verbandselektrizitätswerk Dortmund und Westfälische Elektrizitätswerk Bochum. Haupteigen-tümer waren kommunale Träger.

 

Die VEW versorgte zu dieser Zeit 31 Stadt- und Landkreise mit 2.650.000 Einwohnern mit 270 Mio. Kw. Die private Nutzung beschränkte sich im Wesentlichen auf das elektrische Licht. Haushaltsgeräte waren zu dieser Zeit ein Luxusgut. Die Erzeugung und Verteilung von Strom war zwar die erste Priorität aber man versuchte durch Werbemaßnahmen einer allgemeinen Bevölkerung die Nutzung dieser Energie näherzubringen.

Eine Versuchsküche der VEW bestand noch bis in die 1990er Jahre am Neumarkt in Arnsberg.

 

Das rasch wachsende Unternehmen hatte einen enormen Kapitalbedarf und die Gesellschafter

beschlossen nach erheblichen Diskussionen am 25. Juni 1930, die Gründung einer AG mit Rückwirkung zum 1. Januar 1930.  Das Unternehmen hieß seitdem VEW Vereinigte Elektrizitäts-

werke Westfalen AG.

 

Die Liberalisierung des Energiemarktes Ende der 1990er Jahre führte dazu, das im Jahr 2000 die VEW in die RWE AG eingegliedert wurde. Die Fusion trat mit wirtschaftlicher Wirkung zum 1. Juli 2000 in Kraft. Operativ begann das Unternehmen am 1. Oktober 2000 unter dem Namen RWE zu arbeiten.

 

Am 15. Juni 2000 wurde die Leipziger Strombörse gegründet und Strom konnte von allen Kunden auf dem freien Markt eingekauft werden. Die heutige European Energy Exchange (EEX) entwickelte sich aus dieser Gründung und zählt mittlerweile zu den weltweit führenden Energiebörsen.

 

2013 wurde mit der Gründung der Westnetz GmbH als eigenständigem Verteilnetzbetreiber für Strom und Gas im Westen Deutschlands die Trennung von Netz und Vertrieb konkretisiert und damit die gesetzlichen Anforderungen erfüllt.

Quellen

Heft 64 von 2017 Heimatbund Neheim-Hüsten e.V. / Projekt der Stadt Arnsberg im Kooperation mit dem Heimatbund -Geschichtswerkstatt-

VEW auf der Möhnestrasse

 

Theo Horstmann

Die „Zweite Industrielle Revolution" in Westfalen

Zur Elektrifizierung einer Region

"Elektrifizierung in Westfalen" ISBN3-89431-005-7 Stadtarchiv Arnsberg

 

"Mehr als nur Energie 1925 - 2000 ISBN3-88474-890-4

Stadtarchiv Arnsberg

Dokumentation zum

50 jährigen Jubiläum der

VEW Bezirksdirektion Arnsberg im Jahre 1979

 

Stromversorgung im Sauerland 1891 – 1935

Landeskundliche Schriftenreihe für das kurkölnische Sauerland

Herausgeber: Sauerländer Heimatbund e.V. und Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen AG

bottom of page