Adelssitz und Dorf
Wicheln (das Dorf)
Zwischen Arnsberg und Müschede liegt das Gut Wicheln. Es ist wesentlich mit der Geschichte Müschedes verbunden. Diese Ausführungen sind keine auch nur annähernd vollständige Geschichte Wichelns, sondern nur eine Übersicht, welche die enge Beziehung zwischen Wicheln und Müschede darstellen soll.
Auf der Anhöhe über Müschede stand das Dorf Wicheln. Dieses Dorf, wie auch das Dorf Müschede, wird in der großen Rodeperiode ab etwa 500 n. Chr. entstanden sein. Als Amtssitz (Forst- und Jagdwesen, zur Zeit der Ezzonen wohl auch allgemeine Verwaltung) erlangte Wicheln größere Bedeutung. Über die Größe des Dorfes Müschede ist nichts bekannt. Es ist auch nicht festzustellen, bis wann das Dorf Wicheln bestanden hat. Unter den Personen, die das Soester Bürgerrecht erlangten, befanden sich 1311, 1327 und 1367 Gerhardus de Wiclon, Henemann de Wichlon und Con. de Wycgelen (Herm. Rotert, Das älteste Bürgerbuch der Stadt Soest). Diese hatten aber mit dem Adelsgeschlecht von Wicheln nichts zu tun, sondern stammten jeweils aus dem Dorf Wicheln.
Im Dorf Wicheln gab es bereits eine Kirche, welche wohl als Eigenkirche des Hauses Wicheln angesehen werden muss, und was ihre Zuständigkeit anbelangt, nie über den Rang einer Art Hauskapelle hinausgegangen ist.
Im Jahr 1288 bekundet der Edelherr Wilhelm von Ardey (Herr zu Wicheln), dass er dem Priester (sacerdos) Gerhard in Wicheln einen in Wenholthausen gelegenen Hof verkauft hat. Dieser Hof wurde wiederum von dem Priester zum Heile seiner Seele dem Kloster Rumbeck übertragen (WUBVII 2110).
Vermutlich zur Mitte des 15. Jahrhunderts verfiel das Dorf Wicheln endgültig. Am 29. November 1462 gestattet der aus Wedinghausen stammende Kanoniker Degenhard Schüngel, Pastor zu Werl und gleichzeitig Rektor der Kapelle zu Wicheln (Rektor ist der geistliche Vorsteher eine Kirche, die nicht Pfarrkirche ist), dem Wichelner Gerd Vynckenhagen und seinen Erben sich dem Kloster Oelinghausen zu eigen zu geben (StAM, Kloster Oelinghausen, Urkunde Nr. 611). Diese Urkunde soll zu folgender Feststellung genügen: Dass Gerd Vynckenhagen und seine Erben sich dem Kloster Oelinghausen zu eigen geben durften, könnte mit der Auflösung des Dorfes Wicheln in Zusammenhang stehen.
Wicheln (der Adelssitz)
Vermutlich in den Jahren 919 bis 936 v. Chr. wurde der Haupthof (curtis Wiglo) als planmäßig angelegter Verwaltungsstützpunkt einer großen Grundherrschaft unter König Heinrich I. im Zuge des sächsischen Landausbaus gebaut. Die 500 Meter südwestlich dieses Hofes liegende Wollbrigg hatte um das Jahr 1000 herum ihre Bedeutung als Fluchtburg und Stützpunktfunktion an die steinerne Herrenburg in Hachen verloren. Im 12. und 13. Jahrhundert entwickelte sich der Wicheler Haupthof zu einem Adelsgut, welches im Lauf seiner Geschichte an die verschiedensten Adelsfamilien übertragen wurde.
Anfang des 12. Jahrhunderts fiel es als Allodialgut an die Kölner Erzbischöfe, war bis 1197 Sitz der Edelherren von Arday und danach, bis 1726, Stammsitz der Dienstadelsfamilie von Wicheln, Binolen, Thülen und Ledebur.
Diese Familie Lederbur war bis 1726 im Besitz des Gutes Wicheln. In diesem Jahr musste die Witwe des Friedrich Bernhard von Ledebur das Gut wegen hoher Schulden verkaufen. Für 40000 Reichstaler ging das Gut an Wicheln mit allen verbundenen Rechten auf den Kurfürsten über. Wicheln wurde kurfürstliche Domäne und zur Verpachtung eingerichtet. Die Kaufsumme wurde an die Gläubiger aufgeteilt.
Erster Pächter war ein Schmitz. Auf ihn folgte Daniel Nücler aus Oberkirchen.
Im Jahr 1810 entschloss sich die Hessische Regierung die Domäne Wicheln zu verkaufen. Meistbietender war der Landwirt Franz Anton Vernholz aus Allendorf bei Wormbach.
Diese Familie starb 1867 aus, woraufhin der Besitz kurzzeitig an Franz Hesse aus Wallen überging, bevor das Gut von dem Arnsberger Kaufmann Benjamin Nordwald gekauft wurde
Von diesem Benjamin Nordwald kaufte der aus Büecke stammende Kaspar Henne im Jahr 1870 den Hof, welcher seitdem im Besitz der Familie Henne ist.
Das Gut wurde in den folgenden Jahren überwiegend landwirtschaftlich und als Milchviehwirtschaft genutzt. Kurzzeitig war dort auch eine Sommerfrische untergebracht, welche von Touristen besucht wurde. In den 1980er Jahren sollte dort ein Reiterhotel entstehen. Leider war die Bausubstanz so schlecht, dass das Herrenhaus zusammenfiel. Die Milchwirtschaft wurde inzwischen eingestellt. Heute befindet sich an der Stelle ein Reiterhof.