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Geschichten
aus Holzen & Oelinghausen

Heimatgeschichtliches Ein schneller Überblick

vor 800 Die „Vereinigten Staaten“ von Holzen – ein Ort mit 20 Ortsteilen

Holzen in der heutigen Form besteht in dieser Struktur erst seit knapp 200 Jahren. Unter der Großherzoglich-Hessischen Regierung wurden damals vier vorher selbständige Bauerschaften zu einem politischen Gebilde zusammengeschlossen. Während alle anderen Ortsteile von Arnsberg sich meist um einen Kernort bzw. ein bestehendes Dorf oder eine Stadt entwickelten, waren es in Holzen vier ähnlich strukturierte kleine Bauerschaften, die zwangsweise zu einer politischen Einheit zusammengeschlossen wurden. 

Mit seiner Geschichte, seiner Struktur und dementsprechend auch mit seiner Entwicklung ist Holzen mit kaum einem anderen Ortsteil von Arnsberg vergleichbar. Dass das neue Gebilde den Namen „Holzen“ und nicht „Kirchlinde“ oder „Dreisborn“ erhielt, war der Tatsache geschuldet, dass Holzen um 1807 schon die größte Siedlung war, und erste Schritte in eine Richtung „Siedlungsverdichtung“ bzw. „Dorfentwicklung“ eingeleitet wurden. Die Gesamtentwicklung über fast 200 Jahre war schwierig. Der Amtmann von Hüsten bezeichnete den Gesamtort mehrfach in den Protokollen als „sein Sorgenkind“, da die Interessen der Bewohner lange Zeit nicht auf einen Nenner gebracht werden konnten und bis zum zweiten Weltkrieg immer wieder Trennungsbestrebungen vorhanden waren. 

Holzen – ein Ort mit 20 Ortsteilen, ehemals aufgesplittert in drei Schulbezirke, drei Pfarreien und vier Bauerschaften, von denen drei nach Enkhausen und eine nach Hüsten orientiert waren. Erst mit der Kommunalreform von 1975 wurden nach und nach die Schulbezirke und Pfarrzugehörigkeiten vereinheitlicht und das Dorf Holzen, die Oelinghauser Heide sowie die ehemaligen Bauerschaften der Stadt Arnsberg zugeordnet. Somit wurde eine einheitliche politische, schulische und kirchliche Zugehörigkeit geschaffen.

Gemeinsame Klammer der vielen Ortsteile war seit jeher die über Jahrhunderte bestehende Zugehörigkeit zum Kloster Oelinghausen. 

Und so ist es heute vor allem das wachsende Bewusstsein um eine gemeinsame Geschichte in einer historischen Oelinghauser Klosterlandschaft, die früher vorhandene Gegensätze eher in den Hintergrund und Gemeinsamkeiten stärker in den Vordergrund treten lässt. 

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Historische Karte des Holzener Raumes

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Holzen vorm Luer

Foto: B. Padberg

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Karte mit den Ortsteilen des Stadtteils Holzen

Grafik: B. Padberg

800 Siedlungsgeschichte 

Siedlungen mit der Endung– inghausen sind mehrheitlich vor und um 800 in der Zeit der sächsischen Landnahme entstanden.

  • Bauerschaft Oelinghausen dem Ruhrtal zugewandt und zur Missionspfarrei Hüsten gehörig

  • Bauerschaft Holzen war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhanden

  • Das Altsiedlungsgebiet südlich von Oelinghausen mit den Bauerschaften Kirchlinde, Dreisborn und Albringen; dieser Raum war anfangs auch Hüsten zugehörig und gehörte dann später um das Jahr 1000 nach Gründung der Pfarrei Enkhausen zu dieser Kirchengemeinde. 

Holzen selbst entstand erst etwas später, um 1100, als Ausbausiedlung durch die Grafen von Arnsberg im damals noch weitgehend geschlossenen Lüerwald. Die Grafen gründeten auf ihrem von den bereits bestehenden Volksmarken (Herdringer Mark, Müscheder Mark, Hachener Mark, Linner Mark, Böingser Mark, Lüermark, Schwiedinghauser Mark) eingeschlossenen Eigenwald, einem sogenannten Sundern, die neue Siedlung mitten im Wald (mitten im Holz = Holthusen) und statteten die Gründungshöfe mit Land, Weide, Holz- und Huderechten aus. Vier Höfe waren es, die von Anfang an gemeinsam mit dem etwas älteren Gut Mimberge die Bauerschaft Holzen bildeten. Ihre über Jahrhunderte bestehenden Hofnamen waren: 

  • Schultenhof Holzen

  • Deimelhof

  • Boesenhof

  • Lohölterhof und 

  • Schulte Mimberge

Zunächst waren die Höfe als Lehen an bekannte Adelsfamilien vergeben bzw. dem neugegründeten Kloster Wedinghausen zugeordnet. Spätestens im 13. Jahrhundert gelang es dann dem Kloster Oelinghausen, sämtliche Höfe in seinen Besitz zu bringen. Hier verblieben die Höfe dann bis zur Klosteraufhebung 1804. 

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Tonscherbenfunde

Foto: B. Padberg

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Grafik Holzener Höfe

B. Padberg

1019 Tausend Jahre Kirchlinde 

Kirchlinde ist urkundlich die älteste Siedlung des Stadtteils Holzen. Die ursprünglich aus mehreren Siedlungsteilen bestehende Siedlung „Linne“ wurde später in die Ortsteile „Altenlinne“ (= Hövel) und „Kerklinne“ (= Kirchlinde, nach der Kapelle dort benannt). Während Altenlinde mit seinem Haupthof zum Stift in Meschede gehörte, war Kirchlinde von ca. 1003 an als Stiftung der neu gegründeten Abtei Deutz zugeordnet. Dort erscheint der Haupthof mit der zugehörigen Villikation bereits wenige Jahre nach der Klostergründung als Gründungsgut der Deutzer Abtei. 

Holfanlage 

Als bedeutende Villikation (Schultenamt), zu der auch die beiden weiteren Kirchlinder Höfe gehörten, wird Kirchlinde 1221 von Deutz an das benachbarte Kloster Oelinghausen in Lehnspacht vergeben. Seitdem gehörte Kirchlinde bis zur Klosteraufhebung zu Oelinghausen. Während die Villikation um 1280 im Güterverzeichnis noch erkennbar ist, löst sich die Struktur schon bald darauf auf und die ehemals zugehörigen Höfe werden einzeln verpachtet. 

Im Mittelpunkt und von großer Bedeutung blieb jedoch die Hofanlage des Schultenhofes. Bis heute präsentiert sie sich mit ihren zahlreichen und vorwiegend aus der Barockzeit stammenden Gebäuden als bedeutendes Kulturdenkmal „von nationaler Bedeutung“. 

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Karte Bauernschaft Kirchlinde

Archiv AK Ortsgeschichte Holzen

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Schultenhof Kirchlinde, Fam. Bauerdick-Kirchlinde

Archiv AK Ortsgeschichte Holzen

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Urkunde Deutz - Erwähnung "Linne"

Kopie Archiv AK Ortsgeschichte Holzen (Orig. Landesarchiv Münster)

1119 Freie sächsische Hofbesitzer – Wettmarsen tritt ins Licht der Geschichte

Einhundert Jahre später tritt auch die Siedlung Wettmarsen ins Licht der Geschichte. Sie steht stellvertretend für die ursprüngliche Siedlungsform der freien sächsischen Hofbesitzer.  Laut der erhaltenen Urkunde von 1119 begibt sich der ursprünglich Freie Hofbesitzer aus Wettmarsen in die Hand eines Grundherrn…….

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Hof Wettmarsen

Foto: B. Padberg

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Urkunde Landesarchiv Münster

1152 Oelinghausen - Bevor das Kloster stand

Wenn über Oelinghausen geschrieben wird, ist fast immer das Datum der Klostergründung der erste Orientierungspunkt. Dabei hat die Siedlung Oelinghausen fast 400 Jahre vor der Klostergründung als Bauerschaft bestanden. Wie wir aus den späteren Oelinghauser Urkunden erschließen können, gehörten neben dem Oelinghauser Haupthof und dem von Basthusener Ministerialiensitz weitere vier Höfe zur Siedlung. 

Wie Dr. Manfred Wolf, Archivdirektor im Landesarchiv in Münster, erforscht hat, erscheint der Oelinghauser Haupthof bereits nach 1152 in einer Liste der Grafen von Boyneburg. Da ein Teil der hier genannten Güter später an das Kloster Scheda überging, nimmt Dr. Wolf an, dass auch der Oelinghauser Haupthof Schedaer Besitz wurde und Oelinghausen vom hier bereits bestehenden Prämonstratenserkloster gegründet wurde. Damit wäre die Klostergründung möglicherweise 25 Jahre früher geschehen, als allgemein angenommen. Wolf definiert die von Basthusensche Schenkung als „Zustiftung zum 1174 bereits bestehenden Kloster“. 

Die Dr. Wolfsche These wird mittlerweile von namhaften Historikern bestätigt und anerkannt. Damit wäre Oelinghausen das älteste Prämonstratenserkloster in der Stadt Arnsberg. 

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Boyneburger Liste Auszug HH Oelinghausen

Landesarchiv Münster; Kopie Sammlung B. Padberg

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Oelinghauser Urkunde. Grafik B. Padberg

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Klosteranlage

Drohnenaufnahme Ekkehard Psotta

1173 Eine Siedlung im Lüerwald – Häuser im Holz

Im 12. Jahrhundert waren die Grafen von Arnsberg die maßgeblichen Grundherren im Holzener Bereich. Ihnen gehörte der Lüerwald, der sich über das heutige Gebiet hinaus bis an die Grenze der nach Süden anschließenden Linner Mark erstreckte. Im Rahmen ihrer Siedlungspolitik gründeten die Grafen vermutlich um 1100 auf ihrem eigenen Territorium eine neue Siedlung im südlichen Teil des Lüerwaldes. Ihnen gehörte der Forst zwischen den Volksmarken Linner Mark, Bremker Mark, Mendener Holz, Schwiedinghauser Mark und Herdringer Mark als Eigenwald (Sundern), über den sie frei verfügen konnten. Die Grafen statteten diese neue Siedlung in ihrem „Sundern“ mit Land, Wald und Huderechten aus und übertrugen sie den vier Höfen der neuen Bauerschaft Holthusen (Siedlung im Holz).

Grundherrschaft, Siedlungsgefüge, Landverteilung und die Wald- und Huderechte der Bauernhöfe in Holzen belegen diese geschichtliche Entwicklung. Noch im 12. und 13. Jahrhundert rodeten und kultivierten die Holzener Höfe den Wald zu Feld- und Weideflächen. Sie nahmen im Süden das Oberste Feld am Heggenberg, im Osten die Fluren am Estenberg und im Süden den Bereich bis zur Bieber in landwirtschaftliche Nutzung. Dazu kam noch das sogenannte Heueland (Hudeland) im Westen, das erst später als Waldweise und Hudefläche in Nutzung genommen wurde. 

Wie Oelinghausen gehörte Holzen von Anfang an zur Pfarrei St. Petri in Hüsten. 

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Holzener Höfe

Grafik B. Padberg

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Urkunde Übertragung Haupthof Holzen

Landesarchiv Münster/  Kopie Archiv AKO Holzen

Bislang gilt dieses Jahr als das Gründungsjahr des Klosters Oelinghausen. Wie die Urkunde aussagt, übertrugen der kölnische Ministeriale Siegenand von Basthusen und seine Frau Hathewigis ihren Eigenbesitz dem Erzbischof in Köln zur Stiftung eines Klosters in Oelinghausen. Ob es sich hier um die grundlegende Stiftung des Klosters oder – wie heute von namhaften Historikern angenommen wird - um eine Zustiftung zu einem bereits bestehenden Prämonstratenserkloster handelt, ist aktuell durch Dr. Manfred Wolf ins Blickfeld gerückt worden.  Siegenand v. Basthusen und seine Frau traten als Laienbruder und Schwester in die zunächst als Doppelkloster bestehende Prämonstratensergemeinschaft ein.

In den ersten 25 Jahren seines Bestehens erwarb das Kloster alle Höfe der Bauerschaft Oelinghausen und errichtete rund um die vor bzw. um 1200 erbaute romanischen Klosterkirche eine Klosteranlage. Diese verbirgt sich in Teilen in der heute noch bestehenden Bausubstanz. Erst in den letzten Jahren konnten durch archäologische Grabungen und Bodenradaruntersuchungen neue Erkenntnisse gewonnen werden. 

Während das Kloster in den ersten Jahrzehnten als Doppelkloster galt, in dem Männer und Frauen in getrennten Bereichen lebten, entwickelte es sich spätestens ab ca. 1250 zu einem reinen Frauenkloster. Wie das Nekrologium ausweist, nahmen zahlreiche Töchter des westfälischen Adels hier den Schleier. Oelinghausen galt als eines der „best fundiertesten und reichsten Klöster in Westfalen.“

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Urkunde 1174

Landesarchiv Münster / Kopie Archiv AKO Holzen

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Siegel Kloster Oelinghausen

Archiv AKO Holzen

1280 Das Kloster wächst - Grundbesitz bildet die Grundlage des Klosterlebens

1585 Religionswirren - Krieg - Zerstörung

1618 Freiadliges Damenstift und Rückkehr zum Prämonstratenseroden

1700 Barocke Pracht - Kloster Oelinghausen entsteht neu

1804 Das Ende der Klosterzeit - die Aufhebung des Klosters Oelinghausen

1811 Erste Volksschule in Oelinghausen

1825 Die Entstehung der Oelinghauser Heide

1826 Albringen, Dreisborn, Holzen, Kirchlinde -

vier Bauerschaften - eine schwierige Einheit, der Weg zur "Gemeinde Holzen"

1830 Holthusen vorm Lüer - Aus der Bauernschaft wird ein Dorf

1956 Oelinghausen wird wieder Kloster

1975 Holzen wird Stadtteil von Arnsberg

1999 Die Wiederentdeckung eines kulturellen Schatzes -Kloster Oelinghausen und seine historische Klosterlandschaft

2021 Willkommen in Holzen – ein Ortsteil rüstet sich für die Zukunft

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Vielen Dank an Bernhard Padberg für das zur Verfügungstellen der Informationen und Bilder.

1242 Urkunde Kloster Oelinghause

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